Vom Laufburschen zum Urvater
Pferde
Der 1871 geborene Andreas Zindel-Badrutt (Portrait), der Urgrossvater des heutigen Besitzers, war gebürtiger Maienfelder und als Pferde- und Viehhändler weit über die Landesgrenzen hinaus geschätzt und bekannt.
Andreas Zindel-Badrutt wuchs in sehr einfachen Verhältnissen auf. Bereits im Alter von zehn Jahren musste er in der Fremde sein eigenes Brot verdienen – ob als Laufbursche in einem Hotel in St. Moritz oder als Lohnkutscher im Engadin. Mit Zwei- oder Vierspännern chauffierte er die dortigen «Herrschaften» oft auf wochenlangen Fahrten bis nach Tirol. Der Verkauf der ersten zehn Pferde an einen Graubündner Postpferdehalter war schliesslich der Startschuss für jenen Pferdehandel, der den Grundstein für die spätere Maienfelder Pferdehochburg sein sollte.
Bereits im Jahre 1893 gründete Andreas Zindel-Badrutt die nach ihm benannte Vieh- und Pferdehandlung. In seinem steten Bestreben, nur die besten Pferde auf den Markt zu bringen, unternahm er auch weite Reisen bis nach Rumänien. Aus seinen Stallungen belieferte er bald alle Pferdepostbetriebe und Fuhrhaltereien im Kanton und benachbarten Gebieten. Auch die Armee wurde auf ihn aufmerksam und zu einem seiner Grossabnehmer. Als das Automobil allmählich die Postkutschen und Pferdefuhrwerke verdrängte, widmete sich der umtriebige Maienfelder intensiver und höchst erfolgreich der Belieferung der Landwirtschaft. In Summe liefen so allein durch Andreas Zindel-Badrutts Hände rund 60000 Pferde, die er aus ganz Europa in die Schweiz brachte.
Geschäftsmann mit sozialer Ader
Gemeinsam mit seinen Söhnen erweiterte er das Geschäftsfeld in Richtung Zuchtvieh und wurde so auf allen Märkten im Kanton und für die heimischen Bauern ein verlässlicher Abnehmer, der viele Tiere ins benachbarte Ausland – vornehmlich nach Italien – exportierte. Die damaligen Zahlen sprechen für sich: Alleine im bündnerischen Viehhandel setzte Zindel jährlich rund 7000 bis 9000 Stück Vieh ab, was bei einem Durchschnittswert von 800 Franken pro Rind einem beachtlichen Jahresumsatz von 6 bis 7 Millionen Franken entsprach. Nach und nach gewann der umtriebige, aber stets faire Geschäftsmann das Vertrauen weiterer Firmen und Grossfirmen, wodurch sein Geschäftsfeld und natürlich auch seine Bekanntheit stetig anwuchsen.
Trotz seines Erfolges blieb der allseits bekannte «Papa Zindel» ein bescheidener Mensch, der unter seiner rauen Geschäftsmann-Schale einen spürbar weichen Kern hatte. Davon zeugten allein die zahlreichen Bittgänger, Kranken und Arme, die sein gastliches Haus nie verlassen mussten, ohne dass ihnen konkret geholfen wurde.
Andreas Zindel-Badrutt starb im Februar 1938 im Alter von 67 Jahren und hinterliess vier Söhne und drei Töchter. Mit seinem Tod war die Geschichte der Maienfelder Pferde-Dynastie aber keineswegs zu Ende. Auch seine Söhne Hans, Andreas, Alfons und Philipp waren in unterschiedlicher Form im Vieh- und Pferdehandel tätig. So gründete Philipp Zindel-Vögele eine eigene Viehhandlung, kaufte im Jahr 1938 den Lindenhof und errichtete damit einen weiteren Pfeiler in der Bündner Pferdehochburg.
Jener Lindenhof, der unter dessen Enkel Philipp Zindel 2022 aus Maienfeld ausgesiedelt ist, um an einem neuen Standort inmitten der Bündner Herrschaft als gleichermassen ökologisch wie hochmoderner Kombi-Betrieb mit grosser Tradition, aber unter neuem Namen auf rund 18 000 Quadratmetern neu geboren zu werden: als Eichengut.
Weinbau
Die Ursprünge im Weinbau gehen auf die Vorfahren mütterlicherseits des heutigen Besitzers zurück. Bereits im Jahr 1981 – im zarten Alter von gerade einmal 16 Jahren – stand Philipp Zindel seinem Neni Stäger tatkräftig zur Seite, um ihn beim Weinbau zu unterstützen. Damals stand eine Rebfläche von 0,75 ha zur Bewirtschaftung zur Verfügung.
Für den ambitionierten Jungweinbauern folgten mehrere Jahre, in denen er sich intensiv mit dem Rebbau und der Rebpflege auseinandersetzte und sich weiterbildete. In der Folge kamen immer mehr Anbauflächen und auch Rebsorten hinzu. 2000 kelterte Philipp Zindel schliesslich seinen ersten eigenen Wein. Nur drei Jahre später gründete er zusammen mit Christian Schnell und Adrian Marugg «Die 3 AG». Unter diesem Label wurden die Trauben lange Zeit gekeltert und vermarktet. Seit Bestehen des Eichenguts läuft dies über den neu gegründeten Betrieb.